Aufgrund der Unwetter von 2013 und 2016 stellt die Gemeinde Eningen unter Achalm seiner Bevölkerung die Risikogefahrenkarten sowie die notwendigen Erläuterungen der Anlagen zur Verfügung.
Werkzeug für die Kartenerstellung sind dynamische Computer-Modelle
Ein wichtiges Werkzeug zur Erstellung der Karten sind Computersimulationen. Diese beruhen auf so genannten hydrodynamischen Modellen. Solche Modelle bilden die Entstehung und den zeitlichen Verlauf des Starkregenabflusses möglichst genau nach. Durch die gute Datenverfügbarkeit bezüglich der Geländeinformation (Laserscan-Geländemodell) geht dies heute viel genauer als es noch vor wenigen Jahren denkbar war. Hinzu kommen aber auch Informationen über die Bodenbeschaffenheit und die Versiegelung. Die Leistungsfähigkeit und Kapazitäten der kommunalen Kanalnetze werden ebenfalls berücksichtigt.
Die erarbeiteten Modellrechnungen zeigen dann für verschiedene Randbedingungen auf, wo und wie viel Abfluss entsteht und wie sich das Wasser in Folge ausbreitet.
Grundlagendaten für die Abschätzungen von Gefahren und Risiken
Das Land Baden-Württemberg hat mit moderner Laserscan-Technologie ein sehr detailliertes Modell der gesamten Landesoberfläche erstellt – ein so genanntes digitales Höhenmodell. Dieses Höhenmodell mit einer Auflösung von 1×1 Meter ermöglicht es in der Verbindung zu Informationen über Bodeneigenschaften und Landnutzung, sehr genaue Computermodelle von möglichen Starkregenereignissen zu erstellen.
Trotz der sehr guten Grundlage war es an vielen Stellen notwendig, weitere für den Abfluss relevante Strukturen einzuarbeiten oder die digitalen Daten zu korrigieren, dies sind z.B. Brücken, Unterführungen oder Verdolungen.
Über eine statistische Auswertung vergangener Niederschläge können Szenarien möglicher Niederschläge erstellt werden. Die Szenarien stellen jedoch keine realen Ereignisse dar, sondern sind so gestaltet, dass man mit ihnen möglichst genau abschätzen kann, wo Gefahren mit großer Wahrscheinlichkeit auftreten können.
Für die Risikoabschätzung stehen vielfältige statistische Daten zur Verfügung, aber auch Lage-Informationen über Gebäudebestand und Landnutzung. Diese können so aufbereitet werden, dass mögliche Schäden wie auch die Anzahl betroffener Personen abgeschätzt werden können. Daneben ist die Lage von Einrichtungen wie z.B. Kindergärten oder Altenheimen für die Erarbeitung von Vorsorgekonzepten eine wichtige Zusatzinformation.
Weiterhin wurden die Unwetter von 2013 und 2016 genau ausgewertet und dokumentiert sowie mit dem Modell verglichen: dies hat gezeigt, dass das Modell sehr nahe an der Realität ist.
Mit diesen Informationen werden die Starkregengefahrenkarten zu sogenannten Risikogefahrenkarten weiterentwickelt. Diese stehen Ihnen nun an dieser Stelle zur Verfügung.
Was ist auf den Karten zu sehen?
Ein Starkregenereignis ist grundsätzlich ein dynamisches Geschehen. Es lässt sich daher nicht komplett in eine statische Karte übertragen. Jedoch ist die Kartendarstellung die wichtigste Grundlage für alle darauf aufbauenden Maßnahmen der Raumordnung, der Bauleitplanung und der Krisenbewältigung. Eine Karte ist auch für den privaten Nutzer am besten zugänglich. Das wichtigste inhaltliche Element der Karte ist die Darstellung der potenziell vom Starkregenabfluss betroffenen Flächen. Die aus den Modellrechnungen abgeleiteten Karten können dabei kein reales Ereignis abbilden, aber die Gefahren aufzeigen, wie sie bei verschiedenen Starkregenereignissen auftreten können.
Insgesamt wurden von dem beauftragten Fachbüro Heberle, Rottenburg, gemäß den Vorgaben des Leitfadens „Kommunales Starregenrisikomanagement in Baden Württemberg“ drei Modellrechnungen durchgeführt und diese in Gefahrenkarten dargestellt:
Grundlage des Starkregen- und Hochwassermanagements ist gemäß Festlegung des Landes Baden-Württemberg im Wesentlichen das außergewöhnliche Ereignis.
Hinweis: die derzeitig statistisch ermittelten Jährlichkeiten stellen wegen der in der Vergangenheit gemachten Beobachtungen im Hinblick auf den Klimawandel nur ein vage Zukunftsprognose dar. Deutliche Anzeichen sprechen dafür, dass die Jährlichkeiten (=Wiederkehrintervalle) für Wetterextreme deutlich geringer werden.
Wichtig: Wassertiefen unter 5 cm sind in den Karten nicht dargestellt! Im Starkregenereignis kann dies aber praktisch an jeder Stelle vorkommen!
Neben den Karten wurden auch Animationsfilme erstellt, welche die eigentliche Dynamik eines Starkregenabflusses noch eindrucksvoller vor Augen führen können. Beides zusammen – Karten und Filme – sind für die Vorbereitung auf vergleichbare Ereignisse für die Einsatzkräfte der Feuerwehr wichtige Hilfsmittel.
Was ist auf den Karten außerdem zu sehen?
Mit roter Schraffur dargestellt sind in der Ortslage die Überflutungen, die vom Gewässer ausgehen (das Wasser kommt aus dem Bach). Hierzu gibt es im Bereich des Arbachs separate Hochwassergefahrenkarten, die zudem auch rechtliche Wirkung besitzen. Diese enthalten weitere überflutungsgefährdete Flächen oder bilden eine Schnittmenge mit den hier beschriebenen. Da die zu treffenden Maßnahmen unterschiedlich sind, macht es Sinn, die Inhalte nicht zu vermischen, sondern vielmehr beide Hochwassertypen gleichsam im Auge zu behalten.
Durch die verschiedene Unterlegung ist die fachlich korrekte Trennung beider Bereiche –Starkregengefahrenkarte und Hochwasser- gewährleistet. Gleichzeitig haben die Einsatzkräfte der Feuerwehr und Bevölkerung in den Karten die Möglichkeit, sich über beide Risiken gleichzeitig zu informieren und dadurch Maßnahmen zum Schutz einzuleiten.
Auch werden keine durch das Kanalnetz bedingten Überflutungen (z. B. Rückstau) dargestellt, auch dies ist ein eigener Themenbereich mit seinen eigenen Problemen, insbesondere der Verstopfung von Einlässen oder der Zu-Sedimentation von Kanälen.
Für welchen Bereich sind die Karten verfügbar?
Bearbeitet wurde das gesamte Einzugsgebiet der Eninger Ortslage mit Leinsbach- Sulzwiesenbach—Rennenbach- Gässlesbach- Bruckbergbach . Die Darstellung erfolgt im Maßstab 1: 2.500. Auf der Homepage zur Verfügung steht das gesamte bearbeitete Einzugsgebiet in insgesamt 4 Kartenblättern. Dargestellt ist in der Risikogefahrenkarte ein außergewöhnliches Ereignis mit den Wasserständen, Fließgeschwindigkeiten, wesentliche gefährdete Objekte ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Wie liest man die Karten?
In der Karte werden für die maximal während eines außergewöhnlichen Starkregens zu erwartende Wassertiefe verschiedene Blautöne verwendet. Diese sind ähnlich der Darstellung der Meerestiefen im Schulatlas aufgebaut: dunkles Blau stehen für Bereiche, die während des Starkregenabflusses besonders tief überschwemmt werden, helle Färbungen für geringere Tiefen. Weiterhin sind in den Karten Pfeile für die Strömungsgeschwindigkeiten des Wassers eingetragen. Ähnlich der Ampel sind die Pfeile grün für geringe Fließgeschwindigkeiten bis 0,5 m/s, orange für mittlere und rot für hohe Geschwindigkeiten von >2 m/s. Bei solch hohen Fließgeschwindigkeiten können bereits bei geringer Wassertiefe beispielsweise Personen aus dem Stand gerissen werden.
Den Hintergrund der Karte bilden in der Internetversion eine topografische Karte mit Höhenlinien bzw. Geländemodell mit Informationen wie z.B. zu Gebäuden und Straßen. Zu beachten ist hier, dass die Kartengrundlagen nicht immer den tagesaktuellen Aktualitätsstand haben können, dementsprechend sind insbesondere die im Projekt ergänzten Daten wie neue Baugebiete etc. nicht immer im Kartenhintergrund enthalten.
Wichtig ist, dass man sich bei einer Interpretation der Überflutungsflächen immer vor Augen hält, dass hier kein reales Ereignis dargestellt wird (dies würde ja auch niemals wieder an identischer Stelle und mit gleicher zeitlicher Entwicklung auftreten), sondern die Karteninhalte eine Überlagerung vieler einzelner Möglichkeiten darstellen.
Da die zu Grunde gelegten Gewitterzellen einen Durchmesser von ca. 5 bis 10 km haben, ist bei realen Ereignissen auch nur ein entsprechender Teilausschnitt auf einmal betroffen, nur weiß man eben nie, in welchem Bereich!